Erektionsstörungen bei jungen Männern
Definiert wird eine erektile Dysfunktion (Impotenz) als eine länger andauernde sexuelle Störung, bei der ein Mann über einen längeren Zeitraum (mehr als ein halbes Jahr) hinweg keine für Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion bekommt. Grundsätzlich können Männer jeglichen Alters davon betroffen sein. Die Ursachen können, auch in Abhängigkeit vom Alter, verschieden sein. Je nach Ursache gibt es verschiedene Behandlungsansätze, um die Erektionsstörungen wieder in den Griff zu bekommen.
Wie häufig ist Impotenz bei jungen Männern?
Je älter ein Mann wird, desto größer wird auch das Risiko an erektiler Dysfunktion zu erkranken. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Trend entwickelt, das immer mehr junge Männer an Impotenz leiden. Entsprechende Studien zeigen auf, dass etwa ein Viertel aller Patienten, die wegen Potenzproblemen ärztliche Hilfe suchen, jünger als 40 Jahre sind. Fast 50 Prozent dieser Männer leiden an besonders schwer ausgeprägten Erektionsproblemen. Allgemein geht man davon aus, dass zwischen 10 – 30 Prozent aller jungen Männer an erektiler Dysfunktion leiden.
Ursachen der Impotenz bei jungen Männern
Bei jungen Männern sind vor allem psychische Ursachen für eine erektile Dysfunktion verantwortlich, wobei aich körperliche Ursachen nicht außer Betracht gelassen werden dürfen. Typisch dafür sind:
- Durchblutungsstörungen
- Schädigung des Schwellkörpers
- hormonelle Störungen
- Schädigungen am Nervensystem
Langzeitstudien haben ergeben, dass junge Männer im Alter zwischen 20 – 40 vor 30 Jahren etwa 70 Prozent mehr Sex hatten als geute. Vor allem eine Veränderung des Lebensstils durch Stress auf Arbeit und ein ausgeprägtes Freizeitangebot sind dafür verantwortlich. Immer weiter steigende berufliche Anforderungen an junge Männer führen zu Stress und in der Folge zu Erektionsproblemen.
Hier lohnt sich ein Blick auf den biologischen Hintergrund. In Situtionen von Stress schüttet der Körper vermehrt Stresshormone wie Kortisol aus, welches sich ab einer bestimmten Konzentration im Blut erheblich auf die Libido auswirkt. Vor allem wenn eine chronische Überbelastung vorliegt, hat diese einen negativen Einfluss auf den Körper und dessen Leistungsfähigkeit. Neben dem beruflichen Stress kommen aber auch privater Stress in Form von Beziehungsproblemen, Ängste, negative sexuelle Erlebnisse oder Ähnliches in Frage.
Risikofaktoren für erektile Dysfunktion sind:
- Übergewicht und Adipositas
- Rauchen
- ungesunde, zu fetthaltige Ernährung
- häufiger Alkoholkonsum
- ständige Übermüdung
- Depressionen
Dazu kommt, dass Impotenz, selbst wenn sie physisch bedingt ist, schnell zum Kopfproblem wird und zu Unsicherheit und Versagensangst führt – wodurch sich die Erektionsstörungen noch weiter verstärken.
Eine andere Ursache die durch den Erfolg des Internets immer mehr in den Blickpunkt rückt ist ein übermäßiger Pornokonsum, der dank des Internet schnell und fast überall möglich ist. Pornos vermitteln oft einen unrealistischen Eindruck von sexueller „Leistung“, die weder vom Mann noch von der Partnerin erfüllt werden können. Die Erwartungen die durch Pornos aufgebaut werden können zum Erfolgsdruck führen, der sich negativ auf das Sexleben auswirkt.
Darüber hinaus haben Langzeitstudien einen Zusammenhang zwischen anhaltenden Erektionsstörungen und häufig wechselnden Sexualpartnern aufgezeigt. Desweiteren kann erektile Dysfunktion von bestimmten Medikamenten verursacht werden. Einen negativen Einfluss auf die Potenz haben folgende Arzneimittel:
- Antidepressiva
- Anti-Epileptika
- Beruhigungs- und Schlafmittel
- Betablocker
- Diuretika (harntreibende Arzneimittel)
- Hormone (zum Beispiel zur Behandlung von Akne, Haarausfall oder Prostatakrebs)
- Neuroleptika (zur Behandlung von psychischen Erkrankungen)
- Ritalin (Arzneimittel zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie)
- Schmerz- und Rheumamittel
Impotenz als Hinweis auf andere Erkrankungen
Erektionsstörungen können auch Symptome einer anderen ernsthaften Erkrankung sein. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, die Koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen häufig zu erektiler Dysfunktion. Diese kann demnach ein wichtiges Warnsignal sein, das dazu führen kann, bestimmte zugrunde liegende Erkrankungen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln. Auf jeden fall sollten Sie einen Arzt zu Rate ziehen, denn nur er als Fachmann kann die Hintergründe näher beleuchten.
Oft ist Impotenz eine Folge beziehungsweise ein Anzeichen für Diabetes mellitus oder einen niedrigen Testosteronspiegel. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson können ebenfalls mit einer erektilen Dysfunktion einhergehen. Weitere Erkrankungen, auf die eine Impotenz hindeuten könnte, sind Schädigungen des Rückenmarks (wie bei der Querschnittslähmung oder einem Bandscheibenvorfall) und Verletzungen des Schwellkörpers.
Behandlung von Impotenz bei jungen Männern
Bei der Behandlung von Impotenz bei jungen Männern gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Die wohl einfachste bekannteste Methode sind rezeptfreie Potenzmittel wie Viagra, Cialis oder Levitra (hier erfahren Sie mehr zum Potenzmittel Levitra). Diese Medikamente haben verschiedene Wirkstoffe mit dem gleichen Wirkmechanismus. Bei allen wird das Enzym PDE-5 in den Schwellkörpern des Penis unterdrückt.
Das Enzym PDE-5 verhindert, dass sich der Mann entspannen kann, sodass Blut in die Schwellkörper des Penis fließen kann und somit eine Erektion fördert. Potenzmittel sind vor allem für ein schnelles Erfolgserlebnis geeignet, bei dem der Betroffene Versagensängste verliert und die psychische Blockade aufgelöst wird. Viagra und Co. schaffen die Grundlage für eine mögliche weiterführende Behandlung.
Diese weiterführende Behandlung kann z.B. bei einem überhöhten Pornokonsum helfen. Zwar wirken Potenzmittel bei diesen Patienten, doch die eigentliche Ursache lösen sie nicht. Erst eine umfassende Sexualtherape kann die unrealistischen Vorstellungen und Erwartungen abbauen helfen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine Veränderung des Lebensstils, um die Erektionsstörungen offensiv anzugehen. Hierzu gehören:
- konsequente Ruhephasen
- regelmäßiger Sport
- Entspannungsprogramme (wie Autogenes Training)
- gesunde, ausgewogene und cholesterinarme Ernährung
- Verzicht auf Nikotin
- Verringerung des Alkoholkonsums
Sehr erfolgsversprechend ist auch ein spezielles Beckenbodentraining und regelmässiger sexuelle Aktivitäten, die die Durchblutung des Penis fördern und den Testosteronspiegel erhöhen. Zum einen wird dadurch das subjektive Wohlbefinden positiv beeinflusst, zum anderen die Standfestigkeit und das Durchhaltevermögen des Penis gesteigert. Neben dem Einsatz von Potenzmitteln gibt es folgende Behandlungsalternativen:
- Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT)
- Mediated Urethral System (MUSE)
- Vakuum-Erektionshilfen („Penis-Pumpe“)
- operative Einpflanzung eines Schwellkörpers
Welche Behandlungsmethode im Einzelfall die beste ist, hängt von vielen Faktoren ab und ist nur in Absprache mit dem Arzt zu entscheiden.
Mehr über Behandlungsmethoden von Impotenz erfahren Sie in diesem interessanten Artikel.
Update 22.06.2020
Was bedeutet es, wenn ich schon in jungen Jahren Impotenz-Symptome habe?
Die Ursachen die bei jungen Männern zu Erektionsstörungen führen, sind nicht zwingend anders als bei älteren Männern. Jedoch ist die Häufigkeit bei Männern die älter als 40 sind höher, als bei Männern zwischen 18 – 40.
Durchblutungsprobleme treten keinesfalls nur bei älteren Männern auf. Diese können durch Bluthochdruck, Diabtes und eine Vielzahl von anderen Erkrankungen hervorgerufen werden. In der Folge leidet die Fähigkeit eine Erektion zu bekommen und man spricht von Erektionsstörungen.
Gerade bei jüngeren Männern spielt jedoch der Drogen- und Alkoholkonsum eine große Rolle. Gerade in Zigaretten enthaltene Toxine hemmen die Durchblutung und beeinträchtigen die Übertragung von Signalen aus dem Gehirn zu den Blutgefäßen im Penis.
Ist die Anfälligkeit für Drogen und Alkohol bei jüngeren höher als bei Männern über 40? Davon ist auszugehen. Jungen Männern mit Potenzstörungen hilft es schon oft, sich mit diesen möglichen Ursachen zu befassen und die Alkohl- und Drogenkonsum einzuschränken.
Studien in den letzten Jahren haben jedoch gezeigt, dass die Ursachen für Impotenz bei jungen Männern vor allem durch psychische Faktoren bedingt sind. In vielen Fällen ist es der Druck sexuelle Leistung bringen zu müssen, sind es Beziehungsprobleme oder auch einfach nur das Fehlen von sexuellen Erfahrungen.
In der heutigen Leistungsgesellschaft schlägt sich Stress auch auf die sexuelle Potenz nieder. Wer ständig unter Hochdruck arbeiten muss, tut seinem Körper und dem Hormonsystem keinen Gefallen. Mit der Zeit kommt es zu einer seelischen Erschöpfung und die chronische Dauerbelastung wirkt sich hemmend auf die Libido aus. Vor allem Akademiker und Studierende leiden prozentual häufiger an Erektionsstörungen als Gleichaltrige, die nach ihrer Lehre in ein normales Berufsleben eingestiegen sind.
Was jedoch häufig bei jungen Männern zu beobachten ist: Wenn einmal ein Problem mit der Erektion auftritt, führt die Verunsicherung in der Folge zu weiteren Aussetzern. Es entsteht ein Kreislauf, in dem weitere Aussetzer das Kopfproblem verstärkt.
Gibt es neue Entwicklungen in der Ursachenforschung?
In der Tat gingen lange Zeit Ärzte davon aus, dass Erektionsprobleme bei jungen Männern vor allem auf die Psyche zurückzuführen sind. Die typischen Risikofakoren für das Vorhandensein einer erektilen Dysfunktion wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder Cholesterin sind eher bei älteren Männern zu finden. Desweiteren ist der Testosteronspiegel bei jüngeren Männernd eutlich höher, was auch für die Potenz förderlicher ist.
Die italienische Universität Vita-Salute San Raffale hat an 440 Männern mit Erektionsproblemen eine Studie durchgeführt. Ein Viertel der Probanden war jünger als 40 Jahre. Im Ergebnis war die Schwere der Erektionsstörungen den den jüngeren Studienteilnehmer deutlich ausgeprägter als bei älteren Männern.
Zwar wieden jüngere Männer insgesamt weniger Risikofaktoren für das Entstehen von ED auf, jedoch hatten etwa 10 Prozent von Ihnen eine bereits bestehende Erkrankung wie Diabetes oder Bluthochdruck, die im Vorhinein noch nicht erkannt worden war. Aus diesem Grund sollte bei einer fachärztlichen Untersuchung die sogenannte Doppler-Duplex-Sonographie der penilen Gefäße durchgeführt werden. Dadurch können organische Ursachen der Potenzprobleme ausgeschlossen werden. Mit dieser Untersuchung kann auch ermittelt werden, ob ein Patient ein erhöhtes Riskiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt hat. In diesem Fall sind Erektionsprobleme ein Frühwarnzeichen.
Das es zwischen erektiler Dysfunktion und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen Zusammenhang gibt, wurde durch eine internationale Studie mit 1.500 Männern herausgefunden.
Unterscheiden sich die Behandlungsmethoden von ED zwischen älteren und jüngeren Männern?
Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Nein!
Wie die erektile Dysfunktion behandelt wird, hängt von deren Ursache ab.
Wichtig ist zu wissen, dass egal wie alt Sie sind, egal welche Ursachen die Erektionsprobleme haben – man kann etwas dagegen tun!
Bei Männern über 40, denen die ED durch eine geringe Durchblutung hervorgerufen wird, ist die Behandlung durch Medikamente die beste und einfachste Lösung. Obwohl diese Potenzmittel vermehrt an Männer mittleren Alters gerichtet sind, können natürlich auch jüngere Männer sie anwenden. Sie beheben die Potenzstörungen auf dieselbe Weise und genauso effektiv wie das bei älteren Männern der Fall ist.
Denjenigen Männern, deren Probleme durch Stress bedingt sind, kann es helfen darüber zu reden. Das Alter spielt dabei keine Rolle. In Frage kommen dafür ein Facharzt, ein Psychologe, aber auch einfach nur mit dem/der Partner/in.
Sich offen die Angst vor fehlender sexueller Leistungsfäihkeit einzugestehen und realistisch damit umzugehen, kann es leichter machen die Probleme offensiv anzugehen und die Symptome zu reduzieren. Sollte dieser Ansatz keinen Erfolg zeigen, dann können Medikamente (PDE-5-Hemmer) eine erfolgreiche Alternative darstellen.
Sollten die Erektionsprobleme stressbedingt sein, reicht dann oft nur eine kurzzeitige Anwendung. Doe Medikamente ermöglichen eine bessere Durchblutung, erhöhen die sexuelle Leistungsfähigkeit und es kommt zur Erektion. Dieses „Erfolgserlebnis“ löst die Blockade im Kopf und es klappt danach quasi wieder von allein. Es Bedarf dann keiner weiteren Einnahme mehr und die Symptome verschwinden wieder von selbst.
Quellen
- The Journal of sexual Medicine One Patient Out of Four with Newly Diagnosed Erectile Dysfunction Is a Young Man, Capogrosso et. al (2013) In: onlinelibrary.wiley.com URL: onlinelibrary.wiley.com, (Stand 22.06.2020)
- Pub Med: Are early and current erectile problems associated with anxiety and depression in young men?, Jern et. al (2012) URL. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov (Stand 22.06.2020)
- Ab zum Kardiologen. Focus URL. pharmazeutische-zeitung.de (Stand 22.06.2020)